Als wir 2010 die Teekenner GmbH gegründet hatten waren wir jung, ehrgeizig und blauäugig. Unser Ziel war es (und ist es heute noch) biologisch angebauten Tee aus China in Spitzenqualität und jedes Jahr frisch nach Deutschland zu holen. Soweit so gut – es gab ja scheinbar genug Anbieter von biologisch zertifizierten Tee in China zu kaufen, wäre doch gelacht, wenn da nicht etwas für unser Projekt dabei sein sollte.
Die ersten Teeproben waren schnell beschafft – geschmacklich in Ordnung. Doch ist auch Bio drinnen, wo Bio drauf steht? Also besser ins Labor damit. Schnell waren die ersten 1.000 € ausgegeben und unsere Enttäuschung groß: Hohe Pestizidbelastungen in 2/3 aller Proben. So einfach geht es dann wohl doch nicht – die Frage lautete also: Wie können wir die Teefarmer finden, die wirklich bereit sind nach den Vorgaben für biologische Landwirtschaft zu arbeiten?
Inzwischen sind fast fünf Jahre vergangen, wir haben unzählige Teefarmen kennengelernt, unser Labor hat sich eine goldene Nase mit uns verdient. Aber: Heute wissen wir wie es geht. Ein erster großer Gewinn für uns war der Teefarmer Li. Er war einer der Ersten, der in der Provinz Zheijang angefangen hat, Tee nach Bio Richtlinien anzubauen – aus Überzeugung und Leidenschaft. Bei ihm kaufen wir heute noch unseren grünen Tee Tian Mu Qing Ding ein.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war unsere Masterstudentin Mariia, die spezialisiert auf den ökologischen Landbau, zwei unserer Partnerteefarmen mehrere Monate begleitete. Dabei haben wir die Schwierigkeiten verstanden, mit denen die Teefarmer im ökologischen Teeanbau zu kämpfen haben. Gleichzeitig konnten wir einfache Kriterien für die Bewertung für den Bio Tee -Anbau geeigneter Teegärten aufstellen und Maßnahmen für die Verbesserung und Weiterentwicklung von Teefarmen entwickeln. Dieses Wissen ist heute das Rückgrat unseres Projekts.
„Bio Produkte sind so angebaut, dass die Gesundheit von Erde, Pflanzen und Tieren erhalten bleibt und gefördert wird. Dies setzt den verantwortlichen Verbrauch von Energie und natürlichen Ressourcen voraus.“ Dies bedeutet z.B., dass keine Pflanzen- und Insektenschutzmittel (Pestizide) eingesetzt werden. Und, dass keine künstlichen Düngemittel eingesetzt werden dürfen. Ein weiterer, für uns wichtiger Aspekt ist, dass alle Mitarbeiter unter menschenwürdigen und fairen Bedingungen ihre Arbeit verrichten. Also eine angemessene Bezahlung erhalten, faire und zumutbare Arbeit verrichten und ein angenehmes soziales Umfeld haben.
Bio Tee-Anbau setzt vielerorts hohe Bereitschaft zur Veränderung bei den Teefarmern voraus. Und hat viele Facetten, die das Leben auf der Teefarm erst mal komplizierter machen (im Gegensatz zu früher).
Die geografische Lage des Teegartens ist ganz entscheidend – in heiß-feuchten, küstennahen Regionen (z.B. auf Taiwan) ist biologischer Anbau nur sehr schwer zu leisten und mit hohen Ernteeinbußen verbunden (was sich wiederum auf die Preise auswirkt) – schlicht und einfach weil es viele Insekten gibt, die den leckeren Bio Tee im Teegarten anknabbern.
Der obligatorische Rundgang im Teegarten verrät und meist nach den ersten Metern, ob es unser Teefarmer ernst meint mit den Bio-Richtlinien. Finden wir Bissspuren an den Blättern? Gibt es Spinnen in den Pflanzen? Ist der Teegarten mit anderen Pflanzen vermischt, so dass den Böden nicht einseitig Nährstoffe entzogen werden? Wie ist die Umgebung des Teegartens? Ist er von Wäldern und freier Natur umgeben? Oder sind in unmittelbarer Nachbarschaft andere Anbauflächen, die konventionell bewirtschaftet werden?
Der Abstand zwischen den austreibenden Teeblättern am Stiel verrät uns, ob der Teebauer künstliche Düngemittel einsetzt oder nicht. Wenn die Teepflanze zu schnell wächst wurde mit der Chemie-Keule nachgeholfen. Wer es ernst meint, der macht sich die Mühe z.B. eine kleine Schweinezucht zu betreiben, um seinen ökologischen Dünger selbst herzustellen.
Ein leidiges Thema für jeden Teebauer ist es, die Nachverfolgbarkeit der Teeblätter von der Ernte bis zu seinen Kunden zu gewährleisten. Dazu gehört es, akribische Aufzeichnungen anzufertigen, wo und wann geerntet wurde, transportiert, ein- oder ausgelagert wurde, welche Mengen und welche Mitarbeiter den Tee in den Händen hielten. Äußerst kritisch wird es, wenn in den gleichen Lagerflächen und Verarbeitungsanlagen neben Bio Tee auch konventioneller Tee verarbeitet wird. Da ist die Gefahr von Verwechslungen bereits vorprogrammiert.
Am Ende kann man also nur sicher sein, wenn man jede Teeeinfuhr persönlich ins Labor bringt und sich die einwandfreie Bioqualität dort bestätigen lässt. Heute nach fünf Jahren sehen wir, dass sich unsere Arbeit auszahlt. Wir konnten mehrere Teebauern an die biologischen Anbauweise heranführen und haben mittlerweile 9 Sorten im Sortiment, von denen wir mit gutem Gewissen behaupten können: Einfach geiler Tee in echter Bio-Qualität.
Genussvolles Teetrinken wünschen das Teekenner-Team!
Christian Beck